Wenn du aus der Geschichte gestrichen wirst – und dennoch bleibst

Julia Onatha Keller in gelber Strickjacke sitzt nachdenklich auf einem umgestürzten Baumstamm im Wald
Inhaltsverzeichnis
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    Wenn du aus der Geschichte gestrichen wirst – und dennoch bleibst

    Was bleibt, wenn kein Abschied möglich war? Was heilt, wenn du nicht gesehen wurdest? Hier ist meine Antwort. Erkennst du sie als Teil deiner eigenen?

    ✨ Eine Botschaft aus dem Jenseits

    Ich war auf einem Seminar für Jenseitskontakte. Nicht aus Sehnsucht nach einem Zeichen, sondern aus dem Wunsch, meine Verbindung zur geistigen Welt weiter zu vertiefen. Für mein Wirken, für ONATHA, für die Räume, die durch mich entstehen. Was ich nicht erwartet hatte:
    Eine persönliche Botschaft von meinem Großvater väterlicherseits. Ein fast vergessener Teil meiner Geschichte, der mir plötzlich den Weg zu einer neuen öffnete:

    „Das Lichtspielhaus Keller war meine große Liebe. Frag dich: Was bedeutet das Lichtspielhaus für Dich? Schau dir das Thema Bühne an.“

    Eine Botschaft, die nachwirkte. Lichtspielhaus. Bühne. Sichtbarwerden. Ahnenverbindung. Ich ließ mich führen und suchte ganz irdisch im Internet.

    ✨ Unsichtbar gemacht und trotzdem da

    Wenig später war sie auf meinem Bildschirm: Die Todesanzeige meines Vaters. Knapp 2 Jahre alt. Nicht geschickt. Nicht mitgeteilt. Einfach gefunden. Zufall war das wohl nicht.

    Ein Name. Ein Datum. Keine Nachricht. Kein letzter Gruß. Kein Erinnern. Eine Geschichte, die endet –
    ohne mich. Als hätte ich nie existiert.

    Und doch bin ich da.

    Ich war da, als Kind. Neugierig, lebendig und voller Fragen.
    Ich war da, als Jugendliche, die verstehen wollte, warum es so still geblieben ist.
    Ich war da, als junge Frau, die um Unterhalt bat. Nicht wegen des Geldes, sondern um Verantwortung.
    Ich bin da – auch heute und spüre: Diese Leerstelle hat sich nie geschlossen. Aber ich habe gelernt, mit ihr zu sein.

    Man kann einen Menschen aus der Erzählung streichen.
    Man kann so tun, als hätte es ihn nie gegeben.
    Man kann sich die Geschichte neu schreiben – bequemer, glatter, eindimensionaler.

    Doch die Seele vergisst nicht.
    Sie trägt mit. Sie erinnert sich an das, was fehlte. Sie formte bei mir daraus einen Ruf.

    Ich wäre ich nie so tief gegangen, hätte ich nicht so lange nach Tiefe gesucht.
    Ich würde mich nicht so sehr nach Echtheit sehnen, wenn sie mir nicht so konsequent vorenthalten worden wäre.
    Ich würde nicht so sehr mit Verantwortung ringen, wenn sie nicht so schmerzhaft gefehlt hätte. 
    Dort liegt mein Warum.

    In der Wunde, die mich wach gemacht hat.
    Im Schweigen, das mich gelehrt hat zu hören.
    In der Unsichtbarkeit, aus der ich Sichtbarkeit webe. Für mich. Für Dich. Für uns.

    Um statt derselben Geschichte eine neue zu schreiben. Eine Geschichte, in der niemand unsichtbar wird.

    ✨ Trauer um das Ungelebte

    Ich habe mich gefragt: Warum trauere ich um jemanden, den ich kaum kannte?

    Wir hatten seit Jahrzehnten keinen Kontakt. Es war keine Beziehung da. Kein Gespräch, kein Blick, kein Austausch. Und trotzdem ist da Trauer.

    Dann wurde mir klar: Es geht nicht nur um die Person, sondern um all die Versionen, die möglich gewesen wären:

    • der Vater, der mich hätte lieben können.
    • das Gespräch, das nie stattfand.
    • die Anerkennung, die nie kam.
    • der Blick, der mich nie traf.

    Ich trauere nicht um das gelebte Verhältnis. Ich trauere um das Ungelebte. Um das, was hätte sein können, und nie war. Um das, was ich intellektuell bereits lange wusste, doch nicht fühlte.

    Und das ist Trauer, auch wenn sie für viele unsichtbar ist. Sie geht an den Kern: An die Enttäuschung, die Hoffnung, das Kind in mir, das nicht vergessen wollte, obwohl es längst hätte aufgeben können.

    Ich bin nicht trotz der Wunde hier. Ich bin wegen ihr gekommen. Weil das, was fehlt, mich auf meinen Weg gebracht hat. Weil das, was ausgelöscht wurde, heute durch meine Arbeit wieder einen Platz bekommt.

    Vielleicht ist ONATHA mein Lichtspielhaus. Kein Ort aus Mauern, mit Kassenhäuschen und Süßigkeiten-Tütchen. Sondern ein Raum für Verbindung, Tiefe und Echtheit.
    Eine Bühne, auf der wir uns zeigen dürfen mit allem, was wir sind.
    Meine Geschichte geht dort weiter, wo andere dachten, sie sei zu Ende. Und dort, wo ich wieder sichtbar werde, wird Verbindung möglich für uns alle.

    🖋 Schreib dich zurück in dein Leben

    • Wurdest du in deinem Leben übersehen und hast trotzdem weitergelebt?
    • Welche Beziehung hast du betrauert, obwohl sie nie wirklich stattgefunden hat?
    • Welche Geschichte in dir sucht noch nach ihrer Stimme?
    • Was wäre dein Lichtspielhaus? Deine Bühne?

    Wenn dich dieser Text berührt hat, nimm ihn mit. In dein Herz, in deine Reflexion, in dein Schreiben.
    Teile deine Gedanken, Erinnerungen oder Fragen gern in den Kommentaren.
    Lass uns gemeinsam neue Geschichten weben. Aus dem, was war, und dem, was noch werden will.

    Denn der erste Akt einer neuen Geschichte beginnt nicht mit Applaus, sondern mit einem:

    Ich bin noch da

    10 Kommentare zu „Wenn du aus der Geschichte gestrichen wirst – und dennoch bleibst“

    1. Liebe Julia, danke für deine berührende Geschichte und den Mut, diese zu publizieren. Ich habe auch erlebt, wie “abwesende” Familienmitglieder doch einen starken Einfluss haben können. Mein Papa war als Jahrgang 1942 das Produkt einer Kriegs-Affäre und wurde dann zur Adoption freigegeben. Er hat es gut getroffen, dennoch wirkte diese Ur-Erfahrung des “nicht gewollt sein bzw. weggegeben werden” noch bis auf mich – seine Tochter. Auch wenn ich erst als Teenagerin davon erfuhr: Seit meinem ersten Tag auf Erden hatte ich (Wunschkind, behütet, stabile Elternfamilie) stets das diffuse Gefühl “nicht gewollt bzw. falsch” zu sein. Woher kam das nur, die Umstände meines Lebens waren doch so gut? Ich konnte es lange nicht verstehen. Inzwischen weiß ich, dass das die Geschichte meines Vaters ist, die auf mich übergegangen ist. Hat die seelische Bearbeitung zwar nicht zum Selbstläufer gemacht, aber erleichtert. Danke dir für deine wichtige Arbeit, liebe Julia! Viele Grüße von Nicole aus Kralsruhe

      1. Liebe Nicole, es ist so wertvoll, wenn wir uns selbst und unsere Familiengeschichte mit Mitgefühl betrachten können. Danke dir für deine offenen und so bewegenden Worte 💜

    2. Ich wurde gesehen – so schwach, dass ich es erst viel später wahrnehmen konnte. Und es hat Jahrzehnte gebraucht, bis ich mich getraut habe, mich selbst wirklich (wieder) zu sehen. I‘m on my way 💖

    3. Liebe Julia, was für ein gefühlvoller und inspirierender Text. Inspirierend, weil ich ein ähnliches Gefühl mit mir trage. Aber dachte, es wäre erledigt, vorbei, geklärt. Ja, mit meinem Vater als Person schon – aber mit mir, der Kleinen, der Jugendlichen, der jungen Frau, der Ehefrau und Mutter, der das Väterliche fehlte? Ich nehme deine Worte als Einladung, noch einmal hineinzutauchen. Danke für dich.
      Herzensgrüße, Corinna

      1. Liebe Corinna,
        deine Zeilen berühren mich sehr. Danke für deine Offenheit und dein Vertrauen. Wir sind so tapfer weitergegangen…Ich freue mich, wenn meine Worte dich auf dieser Reise begleiten dürfen.

        Lebendige Grüße, Julia

    4. Liebe Julia,
      vielen Dank für deinen Artikel und deine Echtheit.
      Ich kenne das Gefühl des Übersehen werdens gut und habe es immer wieder betrauert und auch weg geschoben, weil es so schmerzhaft war. Danke, dass du das Spotlight auf dieses Thema lenkst.

      1. Liebe Mirjam,

        ich glaube, jedes Mal, wenn wir solche Erfahrungen ans Licht holen, ist es neben der eigenen Geschichte auch Licht für die Geschichten all jener, die (noch) kein Licht dafür finden.
        Danke, dass du diesen Raum mit mir teilst,

        Lebendige Grüße, Julia

        1. Danke, liebe Julia, für diesen ehrlichen Artikel. Ich finde mich mit allem darin wieder. Ich weiß auch nicht, ob mein Vater noch lebt oder ich je Bescheid bekommen würde… Ich denke oft darüber nach, ob ich etwas anderes hätte machen können. Aber nein – er ist gegangen. Er ist der Vater. Herzlich Dinah

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